Faktencheck zum Buch «Das Rentendebakel»
10.11.2022
Kürzlich erschien im Sonntagblick ein Interview mit den zwei Autoren des Buches «Das Rentendebakel». Im Interview erheben die beiden Journalisten erhebliche Vorwürfe gegen die Schweizer Pensionskassen.
Dabei bedienen sie sich Argumenten, welche weder überprüfbar sind noch der Wahrheit entsprechen. Beispielsweise behaupten die Autoren, dass die Kosten für Administration, Immobilienbewirtschaftung und diverse Dienstleistungen viel zu hoch sind. Nicht erwähnt wird, dass die Kosten seit Jahren rückläufig sind und im Schnitt nur 0,5% des verwalteten Gesamtvermögens betragen.
Auch die Behauptung, dass Versicherte auf einem Minimalzins von einem Prozent gehalten werden, ist falsch. Der überwiegende Teil der Pensionskassen verzinst mehr als das gesetzliche Minimum. Die PKE hat zum Beispiel in den Jahren 2013-2022 ihren Versicherten eine durchschnittliche Verzinsung von 2,8% gutschreiben können.
Die Autoren kritisieren zudem, wie Banken die Gelder der Pensionskassen anlegen. Angeblich sollen den Versicherten 200 Mrd. Franken seit Einführung des BVG (1985) entgangen sein, weil die Gelder «aktiv» statt «passiv» angelegt worden seien. 1985 gab es diese passiven Anlageprodukte in der heutigen Form aber noch gar nicht. Und als passive Produkte auf breiterer Front Anfang der 2000er-Jahre eingeführt wurden, waren sie auch nicht günstig. Schliesslich haben passive Produkte auch klare Nachteile – was die Autoren geflissentlich verschweigen. Zum Beispiel haben gut diversifizierte aktive Portfolios im turbulenten Börsenjahr 2022 weit weniger verloren als traditionell passive. Portfolio-Management ist etwas anspruchsvoller und komplexer als im Buch dargestellt.
Die Behauptungen der Autoren haben nur Sensation und Aufmerksamkeit zum Ziel. Sie stehen der wichtigen sachlichen Diskussion um die Zukunft der Vorsorge höchstens im Wege. Wer sich vertieft mit der Kritik am Buch befassen möchte, dem empfiehlt sich ein Blick auf die ausführliche Stellungnahme mit dem Titel «Das Fake News Debakel der zweiten Säule» des Schweizerischer Pensionskassenverband ASIP, erreichbar über diesen Link.
Bedenklich ist abschliessend, dass – obwohl alle Informationen öffentlich zugänglich sind – derart erhebliche Falschaussagen gemacht werden. Die Vorsorge ist ein wichtiges Thema und sollte mit grösserer Fachkompetenz, Sachlichkeit und Objektivität analysiert und diskutiert werden.